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Allgemeines
Oktober 2023
Anpacken - um Gottes Willen !
Ich habe mich neulich gefragt, wie viele Andachten und Predigten ich wohl schon in meinem Leben gelesen und gehoert habe? Ich weiss es nicht! Und Sie, koennen Sie diese Frage fuer sich beantworten?
An manche Predigten kann ich mich genau erinnern, auch wenn sie Jahre zurueck liegen. Die waren richtig gut, da hat sich bei mir etwas festgesetzt. Aber eine gute Predigt zeichnet sich nicht dadurch aus, dass ich mich an sie erinnere, sondern dadurch, dass ich das Gehoerte in meinen Alltag und mein Handeln umsetze. Manchmal ist es nur ein Stichwort oder Halbsatz, der mich mein Handeln reflektieren laesst und zu einer Korrektur meiner Gewohnheiten fuehrt. Eine gute Theologie zeichnet sich fuer mich dadurch aus, dass sie praktisch und umsetzbar ist. Der Apostel Jakobus, dem wir unseren Monatsspruch zu verdanken haben, gilt als ein sehr praktischer Theologe. Fuer ihn ist es immer wichtig, dass die frohe Botschaft des Evangeliums das Herz der Menschen erreicht. Aber sie soll dort nicht einfach haengenbleiben, sondern in die Haende und die Fuesse wandern und die Worte in Taten verwandeln. Jesus hat viel mit den Menschen gesprochen, ihnen von seinen Traeumen und Visionen erzaehlt und ihnen mit Worten ein Bild vom Reich Gottes gemalt. Aber er hat es nicht beim Reden belassen, auf seine Worte folgten immer Taten. Taten, die ihm nicht nur Freunde brachten. Er ist zu denen gegangen, bei deren Anblick man eigentlich lieber die Strassenseite wechselt. Er hat sich zu denen an den Tisch gesetzt, mit denen man nicht mal in tiefster Not das Brot teilen moechte. Er hat die Menschen in den Arm genommen, denen man sich schon auf Armlaenge nicht naehern moechte. Er hat das Himmelreich Gottes gepredigt und dabei gleich den ersten Schritt dazu getan.
Ehrliches Christsein ist eben nicht nur wortmaechtig, sondern auch tatkraeftig! Besonders an Stellen, wo es keiner mehr sieht. Da, wo keiner mehr hinschaut, sondern alle lieber wegschauen. Die Botschaft der Bibel laesst sich gut erzaehlen, aber sie laesst sich noch besser verdeutlichen, wenn man beim Reden gleich mit anpackt.
Da braucht auch keiner Angst zu haben. Wenn Gottes Wort einen richtig trifft, dann kann der Glaube Berge versetzen und der groessten Not die Hand reichen. Lassen Sie uns gemeinsam Reden und Hoeren und gerne dabei singen. Aber vor allem zusammen anpacken!
Ihr Pfr. Andreas Janssen
November 2023
Weisst du wie viel Sternlein stehen
So beginnt ein bekanntes Lied und so aehnlich beginnt ein Text aus dem Alten Testament, aus dem Buch Hiob: "Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Grossen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Suedens. Er tut grosse Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zaehlen sind." (Hiob 9, 8-10). Hiob sieht den Himmel mit seinen Sternen. Fuer ihn ist klar: Das alles stammt aus Gottes Hand. Zu seiner Zeit gingen Menschen davon aus, dass jeder Stern ein Gott ist. Fuer Hiob ist klar: Diese Schoenheit und Unendlichkeit ist von Gott. In dem Moment, wo Hiob das feststellt, geht es ihm nicht gut. Alle seine Kinder sind ums Leben gekommen, er selbst ist totkrank, seinen Besitz hatte er verloren. Er fuehlt sich allein und vergessen. Und da blickt er in den Nachthimmel. Es duerfte nicht friedvoll gewesen sein. Nicht romantisch. Eher das Gefuehl von verloren im All. Was wird er dabei empfunden haben, was waren seine Gedanken? Gibt es da draussen wirklich einen der an mich denkt? Bin ich wie eine Ameise in diesem Weltenraum? Wir wissen es nicht.
Doch Hiob macht etwas Erstaunliches. Er hakt Gott nicht einfach ab. Er verkriecht sich nicht im Selbstmitleid. Er fragt Gott selbst und klagt ihm sein Leid und fragt ihn direkt an und Gott antwortet mit Gegenfragen: "Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder den Guertel des Orion aufloesen? Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen lassen zur rechten Zeit oder die Baerin samt ihren Jungen herauffuehren? Weisst du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft ueber die Erde?" (Hiob 38,31-33)
Diese Fragen schuechterten Hiob nicht ein. Er merkt, Gott ist groesser, als er je gedacht hat. Diese Warum-Fragen ermoeglichen ihm einen neuen Blick. Er sieht in den Sternen nicht mehr den Blick eines bedrohlichen Gottes. Er empfindet sich eher als "zartes Glaubenspflaenzchen", dem Gott trotz allen Leids zur Seite steht. Hiob empfindet keine Angst mehr, wenn er in den Himmel blickt. Er fuehlt sich aufgehoben. Auf die Warum-Frage gibt es keine Antwort. Die Erfahrung vieler Menschen ist aber auch: Selbst, wenn ich nicht verstehe, warum Dinge passieren, kann ich glauben. Ich bin nicht vergessen. Gott steht zu mir jeden Tag, so wie der Sternenhimmel Nacht fuer Nacht aufgeht und ich dessen Schoenheit bewundern kann.
Praedikantin Silvia Schmidt