St. Georg Dessau


Direkt zum Seiteninhalt

Monatsgedanken

Allgemeines

Oktober 2024

Auf Gott ist allezeit Verlass


Kennen Sie das auch? Sie treffen einen Bekannten und werden zur Begruessung gefragt "Na, wie geht es Dir?". Man antwortet dann oft automatisch mit "Ach, ich kann nicht klagen!". Selbst wenn diese floskelhafte Antwort manchmal korrekt ist, gibt es doch auch viele Tage, an denen sie nicht zutrifft. Es gibt Momente im Leben, wo man voller Kummer ist, Zeiten der Trauer und des Zweifels, wo einem alles ausweglos erscheint.

So erging es auch den Menschen in Juda vor 2.500 Jahren, als die Klagelieder, heute Teil des Alten Testaments, verfasst wurden. Damals eroberte das Heer des babylonischen Koenigs Nebukadnezar II. Jerusalem und entmachtete die Dynastie Koenig Davids. Der Salomonische Tempel wurde zerstoert, tausende Juden nach Babylonien verschleppt. Ueber 50 Jahre sollte das Exil andauern. Die Menschen hatten allen Grund, ihre Sorgen und Aengste vor Gott zu bringen und zu beklagen. Und doch finden wir in den Klageliedern auch eine tiefgreifende Botschaft der Hoffnung. Der Monatsspruch erinnert uns daran, dass uns selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens die Guete und Barmherzigkeit Gottes umgibt. Trotz aller Widrigkeiten sind wir nicht verloren. Gottes Guete ist wie ein Lichtstrahl, der selbst in der tiefsten Dunkelheit leuchtet. Oft fuehlen wir uns von den Herausforderungen des Lebens erdrueckt, und es scheint, als ob die Hoffnung schwindet. Doch genau in diesen Momenten duerfen wir uns an die Zusage erinnern, dass Gottes Barmherzigkeit niemals endet. Jeder neue Tag bringt die Moeglichkeit eines Neuanfangs. Egal, wie schwer die Nacht war, der Morgen bringt frische Barmherzigkeit und neue Chancen. Diese taegliche Erneuerung ist ein Geschenk, das uns einlaedt, unsere Sorgen und Aengste im Gebet vor Gott zu bringen.

Gottes Treue ist gross und eine lebendige Realitaet, die sich in unserem Leben manifestiert. Wenn wir zurueckblicken, koennen wir oft erkennen, wie Gott uns durch schwierige Zeiten getragen hat. Auf Gottes Treue und Liebe koennen wir uns verlassen. Er hat es nicht zuletzt unter Beweis gestellt, indem Jesus Christus fuer uns gestorben ist. "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh 3,16)

In dieser trostspendenden Gewissheit gruesst Sie herzlich

Matthias Pausch


November 2024

Auf dem Weg nach Groothusen


Eine Backsteinkirche auf einer Warft, umgeben von einer Handvoll Haeusern, geschuetzt durch hohe Deiche. Weites Land, wohin man auch blickt! Am blauen Himmel kreisen die Moewen und der Wind traegt das Salz der Nordsee ins Dorf. Das ist Groothusen, ein kleiner, unscheinbarer Ort in der Krummhoern an der Ostfriesischen Kueste. Auf dem Friedhof reihen sich die Gedenksteine der einstigen Bewohner aneinander. Die Namen darauf klingen fuer Auswaertige oft fremd und wiederholen sich oft. Am Rand des kleinen Friedhofs gibt es ein Grabmal, das nicht ins Schema passt. Auf diesem steht nur ein Name und darunter der Satz: "Ick buen up wech nau Groothusen!" (Ich bin auf dem Weg nach Groothusen).

Nur wenigen Menschen erschliesst sich dieser Satz heute noch, zumal man schon in Groothusen ist, wenn man diese Worte liest. Fuer den Verfasser des Satzes ist der Ortsname ein Synonym fuer den Himmel! Ein Sehnsuchtsort! Ein Ort in der Gegenwart Gottes, voller Gerechtigkeit und Frieden und damit das Gegenteil von dem, was man jetzt an vielen Orten dieser Welt erleben muss.

Gott wohnt im Himmel! Dieses Motiv findet sich schon im Alten Testament der Bibel und ist auch in unserer Glaubenssprache fest verankert. Es ist daher verstaendlich, dass die ersten Christen, die in einer Naherwartung lebten, davon ausgingen, dass Jesus bald zurueckkommt und der neue Himmel Gottes sichtbar wird. Mit dem neuen Himmel kommt die neue Erde, so heisst es in unserem Monatsspruch. Auf dieser neuen Erde wird alles erlebbar sein, wonach Menschen sich sehnen - Gerechtigkeit und Frieden, ein Leben ohne Neid, Hass und Hunger. Leider, so sagen viele, ist dieser neue Himmel nicht in Sicht und die neue Erde liegt in weiter Zukunft, fuer uns unerreichbar.

Ich moechte dieser Skepsis widersprechen. Wir muessen nicht auf den neuen Himmel warten und darauf, dass er irgendwann anbricht. Der Himmel steht uns offen und wir koennen gemeinsam daran arbeiten, dass er sich immer weiter oeffnet. Mit unseren Worten, unserem Handeln und unserem Glauben koennen wir den neuen Himmel naeher holen und diese Erde in eine neue Welt verwandeln. Ob Groothusen oder Himmel, wir entscheiden, wann unsere Sehnsuchtsorte zu Lebensorten werden. Den Rest uebernimmt dann Gott.

Ihre Pfarrer Andreas Janssen


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü