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Allgemeines
Juni 2025
Spielraeume weiten
Im Traum sieht Petrus ein Tuch vom Himmel schweben, darin sind Voegel und Kriechtiere zu sehen. Eine Stimme befiehlt ihm, sie zu schlachten und davon zu essen. Petrus weigert sich, ja, vielleicht ekelt er sich sogar, denn es sind Tiere, die er aufgrund seines juedischen Glaubens nicht essen darf. Dreimal geschieht das und schliesslich sagt die Stimme im Traum: "Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein." Als spaeter der roemische Hauptmann Kornelius nach ihm fragt, uebertraegt Petrus das, was der Traum ihm gezeigt hat, auf Menschen, die fuer ihn "Fremde" sind. Eigentlich darf er keinen Kontakt zu ihnen haben. Durch seinen Traum aber ist Petrus so frei, Kornelius zu treffen. "Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf", so begruendet er es in einer Rede vor unterschiedlichsten Menschen. Ein Satz, der Grenzen sprengen kann, die in den Koepfen zuerst, aber auch die aus Mauern. Und, so erzaehlt die Geschichte weiter, tatsaechlich kommt der Heilige Geist ueber alle, die Petrus zuhoeren, "Zugehoerige" und "Fremde". Als wolle er dessen Worte bekraeftigen. Jeder Mensch ist heilig. Keine einzige Person ist unrein. Saetze, in denen die Liebe wohnt. Wenn wir ihnen glauben und sie in uns tragen, verwandeln sie uns. Sie machen verrohte Seelen durchlaessig und mitfuehlend. Sie hueten und pflegen das Miteinander, damit es nicht verkommt. Gott weitet unsere Spielraeume und damit auch seine eigenen. Denn seine Liebe will sich ausbreiten und mit ihrer Schoenheit die Welt umspannen.
Tina Willms
August 2025
Nichts als die Wahrheit
Wurden Sie schon einmal in den Zeugenstad gerufen und mussten, wohlmoeglich auch noch unter Eid, eine Aussage machen? Zum Glueck geraten nicht alle Menschen in diese unschoene Situation. Wenn aber, und das weiss ich aus eigener Erfahrung, beschleicht einem schon ein ungutes Gefuehl. Obwohl man als Zeuge lediglich zu sagen braucht, was man gesehen oder gehoert hat, fuehlt man sich doch irgendwie angeklagt. Bei einer Zeugenaussage geht es um die reine Wahrheit und bei unserem Monatsspruch geht es um eine Zeugenaussage der besonderen Art.
Der Apostel Paulus stand mal wieder unter Anklage. Nicht wegen eines Verbrechens, dass man ihm nachweisen konnte, sondern wegen seines Glaubens, seines Redens und der Botschaft, die er unermuedlich verbreitet. Angeklagt von den Priestern und Gelehrten der juedischen Gemeinde, denen es ein Dorn im Auge war, dass Paulus mit seinen Reden ueber den Auferstandenen immer mehr Menschen fuer Jesus begeisterte und damit Unruhe in die Gemeinde und die Gesellschaft brachte. Paulus war es inzwischen gewohnt, von den Menschen angefeindet und angeklagt zu werden, aber diesmal war es anders. Er musste sich nicht vor einem Gericht verantworten, sondern vor Agrippa, dem Koenig selbst, der hoechsten rechtlichen Instanz im Lande. Deshalb versuchte er auch nicht sich zu verteidigen, sondern er nutzte das vom Koenig gestattete Rederecht dazu, von seinem eigenen Leben und vor allem von seinen persoenlichen Erfahrungen mit Gott zu erzaehlen. Das, was Koenig und Hofstaat zu hoeren bekamen, muss in ihren Ohren unglaublich geklungen haben, aber die Worte des Apostels waren nicht anderes als die Wahrheit - die reine Wahrheit! Vor ihnen stand ein Mann, der in seinem Leben vieles falsch und am Ende doch alles richtig gemacht hatte. Ein Mann, der sein Leben allein in Gottes Hand legt und zu einem Zeugen der Gegenwart Gottes in dieser Welt wurde. Ein Mann, der sich nichts auszudenken brauchte, weil er Jesus selbst begegnet war.
Wie die Geschichte ausging und welchen Erfolg Paulus mit seiner wahren Geschichte hatte, lesen Sie am besten selbst nach. Die Erzaehlung ist nicht nur spannend, sondern vor allem mutmachend. Mut zum Erzaehlen der persoenlichen Geschichte mit Gott koennen wir derzeit gut gebrauchen. In unserem Land wird zwar niemand wegen seines Glaubens angeklagt, aber unserer Welt und vor unserem Land wuerde es helfen, wenn viele Menschen von ihrem Glauben und ihrem Leben mit Gott erzaehlen wuerden.
Dass koennen wir von Paulus lernen: Am Ende ist es die Wahrheit die Menschen ins Leben fuehrt.
Ihre Pfarrer Andreas Janssen